Wie Ton, der sich nicht mit Gips verbindet, werden viele von uns in eine Welt geboren, mit der wir uns nicht eins und verbunden fühlen.
Entweder sind wir "anders", als was von uns erwartet wird, oder wir landen in einer Umgebung, die uns aktiv oder passiv feindlich gegenübersteht - in einzelnen oder sehr vielen Aspekten.
Von unserer ursprünglichen Fülle und Einheit von Körper und Geist schrumpfen wir, zersplittern und verformen uns. Wir passen uns der verzerrten "Realität" um uns herum an und wachsen in das verlangte Spalier.
Weil wir müssen.
Um zu überleben.
Die Risse mögen oberflächlich heilen und Narbengewebe bilden. Oder wir überspielen sie und (er)finden eine Geschichte, ein Verhalten oder ein Pose, um sie zu überdecken.
Aber der Schmerz darunter bleibt.
Die Deformation tut weh.
Und Nein, die Zeit heilt nicht alle Wunden.
Das ist ein Mythos.
Die Zeit heilt nichts.
Oft wird es im Gegenteil schlimmer und schwärt, bis zu einem Moment, wo es unerträglich wird.
Eine bestimmte Situation bringt uns zur Explosion.
Und weil wir diese Wunden oft von Menschen bekamen, die uns sehr nahe sind, passiert dies oft genau da, wo wir es am wenigsten wollen, mit den Menschen, die wir lieben.
Und es braucht eine Menge Aufmerksamkeit und Mut, den anderen durch diese Verzerrung zu erkennen.
Nicht um zu entschuldigen, aber den Menschen für das zu sehen, was er wirklich ist - und was fremde Elemente sind.
Gemeinsam ist echte Heilung möglich.
Die Narben bleiben, aber sie definieren einen nicht mehr.
Das kann ein langer und schmerzhafter, beängstigender Prozess sein.
Aber er ist es wert.
Gemeinsam zu wachsen ist die Erfüllung einer Partnerschaft.
Diese Skulptur hat eine sehr lange Geschichte:
In den frühen Neunzigern hatte ich die Idee, eine Skulptur aus einem großen Ballon zu modellieren. Zuerst habe ich ihn in Gipsbinden gekleidet. Darüber begann ich, mehr Material aufzutragen und zwei Figuren zu formen - auch mit Gips - aber irgendwie hörte ich mittendrin auf und habe die Skulptur nie fertiggestellt.
Und dann lebte sie mit mir für 30 Jahre, stand geliebt in meinem Büro, während ich auf dem Computer gearbeitet habe.
Anfang 2023 beschloss ich, sie endlich zum Abschluss zu führen.
Doch statt Gips für die Figuren, wollte ich dunkelroten Ton verwenden, um ihnen mehr Kontrast zu geben.
Aber Ton haftet nicht auf Gips, verbindet sich nicht damit. Außerdem schrumpft Ton beim Trocknen um ca. 7%. Es war also klar, dass dies ein "interessanter Prozess" sein würde, im Sinne des chinesischen Sprichworts.
Ich behielt die originalen Proportionen und Formen der beiden Figuren bei, wie ich sie damals angelegt hatte.
Das Modellieren war eine Freude, aber als der Ton trocknete, war es doch recht hart, ihn brechen und abfallen zu sehen.
Im nächsten Schritt fügte ich die Teile mit Acryl-Binder wieder zusammen und festigte die Oberfläche des Tons mit Tiefgrund, was ihm auch einen gewissen Glanz verlieh.
Der Gips war durch Alter, Ton und Tiefgrund fleckig geworden. Also kratzte ich die oberste Schicht ab, damit er wieder weiß wurde.
Unter all unseren Wunden, Narben, Rissen und dem Schmerz existiert ein reiner Kern, der immer rein bleibt und zu dem wir zurückkehren können.